
Mit der Faust in die Welt schlagen
Der Titel des Films klingt nach Wut und Krawall. Das Spannende am Regiedebüt von Constanze Klaue ist jedoch, dass man die im Titel ausgedrückte Emotion jederzeit nachvollziehen kann, der Film aber eigentlich ganz ruhig daherkommt. Die Vorlage stammt von Lukas Rietzschel, der in seinem 2018 erschienenen gleichnamigen Roman vom Heranwachsen zweier Brüder in der ostdeutschen Provinz erzählt, die sich mit der Zeit radikalisieren. Die Diskussion über „den Osten“ hat in den letzten Jahren nicht nachgelassen, inzwischen entstehen auch Filme von Menschen vor Ort, so wie Regisseurin Klaue, deren Blick anders, vielleicht auch differenzierter ist, mit dem Ergebnis eines sehenswerten, genau beobachteten Jugenddramas.
Irgendwo zwischen Bautzen und Hoyerswerda wachsen die Brüder Philipp und Tobi auf. Zu Beginn des Films, im Jahre 2006, sind sie zwölf bzw. neun Jahre alt. Ihre Mutter Sabine arbeitet als Krankenschwester, der Vater Stefan als Elektriker, aber bald wird er entlassen. Die Polen seien halt billiger, ist seine Begründung, aber der Film legt nahe, dass es an ihm selbst liegt. Ein Haus baut Stefan gerade in Eigenregie, ein Heim für die Familie, die bald zerbrechen wird.
Für Philipp und Tobias ist der Frust stets spürbar. Oft werden sie alleingelassen; wenn unangenehme Themen besprochen werden, schicken die Eltern sie vor den Fernseher. Philipp ist schließlich der erste der beiden Brüder, der in Kontakt mit einer Gruppe von Neonazis kommt.
Die Gründe sind vielfältig: Da ist der Wunsch nach Zugehörigkeit und die Verlockung, zu den starken Jungs der Schule zu zählen, aber auch ein teils spielerisches, teils bitterernstes Provozieren und Austesten von Grenzen. Ein klassisches Coming-of-Age-Verhalten, das sich zuspitzt, weil weder die Eltern noch die Schule die Sorgen der Jungs auffangen.
Deutschland 2025; Regie: Constanze Klaue; mit Anton Franke, Camille Moltzen, Anja Schneider, Christian Näthe u.a.; FSK 12; Länge: 110 Min.